Der als Vornotenspezialist geltende Diego Bachofen will im Nationalturnen noch möglichst lange aktiv bleiben. Im Gegensatz zum Schwingen erfreut sich das komplexere Nationalturnens keines vergleichbaren Booms. «Das ist schade. Ich hoffe, dass ich mit meinen Erfolgen unseren faszinierenden Sport wieder vermehrt in die Medien und damit ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken kann,», sagt der bärtige Maienfelder.
Bündner Nationalturntradition
So spricht in der Tat ein Botschafter einer Sportart, die auch in Graubünden auf eine lange und erfolgreiche Tradition zurückblickt. Die Achtzigerjahre waren besonders ertragreich, als vorab das Trio Martin Engi, Hans Lüthi und Fritz Rietberger Podestplatz an Podestplatz reihten. Allesamt waren sie auch erfolgreiche Kranzschwinger. «Mit dem neuen BNTV-Vorstand versuchen wir, dass die Bündner Schwinger und Nationalturner wieder vermehrt einen Austausch pflegen», erklärt Bachofen dazu. In den letzten Jahren wagte sich von den Sägemehlspezialisten im Kanton einzig Ursin Battaglia an den turnerischen Vielseitigkeitswettkampf.
Vornoten als starke Basis
Acht Nationalturnerkränze, davon ein eidgenössischer: Das ist die bisherige Ausbeute des in Jenins wohnhaften Maienfelders. «Der Festsieg beim Zürcher Kantonalen in Tösstal vor drei Jahren zählt zu meinen schönsten Erfolgen». Dabei gaben die guten Vornoten den Ausschlag zum Sieg, den er mit einem gestellten Schlussgang sicherte. 2018 erlitt Bachofen eine Schulterverletzung, die ihn etwas zurückwarf. Bei der Schweizer Meisterschaft, die sein erster Wettkampf war nach der Verletzungspause, lag er nach den Vornoten auf Platz 4, am Schluss resultierte der 12. Platz, womit er das begehrte Eichenlaub gewann.
Grosse Bandbreite
Nationalturner ist Bachofen wahrlich mit Leib und Seele. Er schwärmt von der grossen Bandbreite einer Sportart. «Es gilt, Turnen, Leichtathletik und Kampfsportarten zu kombinieren. Das ist gleichermassen anspruchs- wie reizvoll », sagt er. Steinheben, Steinstossen, Bodenturnen, 100-Meter- Sprint, Weitsprung und die eidgenössische Exklusivität Hochweitsprung: Dieses mannigfaltige Programm ist wie massgeschneidert für Bachofen. In der Lehrzeit hatte er ein Tief, doch dank seinen Ringer und Schwinger-Sparringpartnern Pirmin Riederer, Livio Burri und Enrico Paganini überwand er dieses. «Ich war und bin froh, sie beim Ringen und Schwingen an meiner Seite zu wissen», so Bachofen, der weiss, dass ein Nationalturnwettkampf in den Zweikämpfen im Sägemehl entschieden wird. Da hilft in Maienfeld, dem einzig verbliebenen Bündner Nationalturn-Trainings- Stützpunkt, auch das Trainergespann Coni Ruof und Jörg Derungs mit. Der angehende Förster liebäugelt in Zukunft wieder einmal mit einem Schlussgang. Der Bündner Nachwuchs schaut auch bereits zu ihm hinauf. Das freut Bachofen: «Da gibt man gerne etwas zurück, denn ich hatte als junger Turner auch meine Vorbilder, an die ich hinaufschaute.
STECKBRIEF:
Geburtsdatum: 3. November 1994
Sternzeichen: Skorpion
Zivilstand: ledig
Wohnort: Jenins GR
Turnverein: TV Jenins/BNTV
Grösse: 195 cm
Gewicht: 94 kg
Erlernte Berufe: Forstwart, in Ausbildung zum Förster HF
Hobbys: Turnen, Eishockey, Fischen, Jagd
Anzahl Kränze: 8 Nationalturne (davon 1 eidgenössischer)
Schönste Erfolge: Festsieg am Zürcher Nationalturntag 2017 und
Kranz am eidgenössischen Turnfest 2019
Grösste Enttäuschung: Schulterverletzung 2018